Kurztripp an die französische Kanalküste

Bild des Benutzers michaelhaemmerle

Eigentlich wollten wir ja an die Nordsee. Doch ein nach Osten abziehendes Tief, welches erst in den kommenden Tagen den norddeutschen Raum freigeben soll, machte uns einen Strich durch die Rechnung. Als Sichtflieger ist man an Derartiges gewöhnt, und so planten wir kurzerhand um.

Das gute Wetter soll aus dem Westen kommen, also ab nach Frankreich. Grobes Ziel: Kanalküste.

An einem schönen Donnerstag, Ende Juni 2011, packten wir unsere Vereins- Katana, tankten voll und schoben gegen Mittag den Gashebel nach vorne.

Nach dem Start noch schnell den Flugplan aktivieren, und schon wenige Minuten später passieren wir bei Breisach die Grenze. Unser Flug führt uns zunächst über Mulhouse und Besancon, nach Chalon.

Dort angekommen, kurz die Plätze tauschen und die Beine vertreten, und schon sind wir wieder in der Luft. Das Tagesziel ist Bourges. Eine Kleinstadt, ziemlich genau in der Mitte Frankreichs gelegen. Flugplan ist keiner mehr erforderlich, da es sich nun um einen innerfranzösischen Flug handelt.

Bald nach dem Start bekommen wir es dann mit einzelnen Schauern zu tun. Diese sind zwar leicht zu umfliegen. Jedoch ist der französische Luftraum von einem ganzen Arsenal an tief ineinander verschachtelten, militärischen Sperrgebieten überzogen. Jede Abweichung vom Kurs muss wieder neu mit der Luftverkehrskontrolle abgestimmt werden. Die mitgehörte Anweisung an eine andere Flugzeugbesatzung: „Verlassen sie das Sperrgebiet innerhalb einer Minute“ macht deutlich, dass die Jungs beim Militär keinen Spaß verstehen. Das teilweise eher französisch klingende Englisch der Lotsen tut dann noch sein Übriges.

Nach rund eineinhalb Stunden Flugzeit befinden wir uns im Endanflug auf die Asphaltpiste von Bourges. Schnell tanken bevor der Tankwart Feierabend macht, und den Flieger für die Nacht noch anbinden. Dann ab in`s unmittelbar in der Nachbarschaft gelegene Hotel.

Am nächsten Morgen starten wir Richtung Norden, über die „Great Plains“ von Frankreich. Felder über Felder, so weit man sehen kann. Eine lockere Cumulusbewölkung in 5000 Fuß erlaubt zeitweise darüber zu steigen, und airliner-like in eine andere Welt einzutauchen. Nach einem kurzen Tankstopp braucht es nicht lange, bis sich am Horizont das Meer abzeichnet. Unser Zielflugplatz: Granville. Die Piste, mitten in die Dünenlandschaft gebaut, ist unmittelbar am Strand gelegen. Der bezaubernden Lage entsprechend ist auch einiges los. Ein leckerer Cafe-o-lait am Flugplatzrestaurant und dann los an`s Meer, keine 5 Minuten zu laufen. In regelmäßigen Abständen rauscht die Pilatus Porter der Springer, im Tiefflug über die Dünen, um dann sanft zur Landung anzusetzen.

Nach einem Strandspaziergang- zum Baden ist es noch zu kalt- schlendern wir bei schönstem Sonnenschein zurück zum Flieger.

Direkt nach dem Abheben sind wir über dem Wasser. Eine lange Linkskurve bringt unsere Flugrichtung parallel zur Küstenlinie, aus der kurze Zeit später der bekannte Ort Mont-Saint-Michel auftaucht. Nach einigen Steilkurven richten wir die Flugzeugnase wieder Richtung Bourges, wo wir für eine weitere Nacht Quartier beziehen.

Am Tag 3 stand der Rückflug an. Vorbei an einzelnen Wolkenschleiern zielte unser Heading in Richtung Chattilon, wo wir einen Zwischenstopp geplant haben. Kurz vor der Landung schießt eine Turboprop unter uns durch, und landet vor uns auf der Graspiste des örtlichen Aeroclubs. Die Maschine, samt Pilot, gehört einem betuchten schweizer Pensionär. Im Clubheim erzählte uns der Pilot, er müsse noch schnell eine Flugvorbereitung nach Olbia (Sardinen) machen. Sein Chef habe sich kurzfristig dazu entschieden, das Wochenende dort zu verbringen-

Chattilon hat ein kleines Stadtzentrum zu bieten. Zufällig ist gerade auch Markt, samt Gewerbeschau mit Tierzuchtwettbewerb. Na ja, für den preisgekrönten Hammel haben wir eh keinen Platz, in unserer zweisitzigen D-EUMM.

Wieder in der Luft, geht es über einige Schleierwolkenfelder hinweg. Dann nähern wir uns den Vogesen. Im Weststau senkt sich die inzwischen kompakt gewordene Wolkendecke immer mehr ab, und es beginnt zu nieseln. Geradeso quetschten wir uns zwischen Wolkenbasis und Vogesengipfeln hindurch, und fliegen südlich an Colmar vorbei Richtung Grenze. Kaum über dem Rhein angekommen, reißen die Wolken auf. In der Platzrunde von Freiburg empfängt uns dann einmal mehr die südbadische Abendsonne.

 

Text und Fotos von Andreas Mayer / Rüdiger Maurer

Katana
Küste
in the air
Pause
Andi und Rüdiger